Großflächige Rodungen im Westbereich des Goetheparks bereiten Altlastenbeseitigung vor

Nachdem die Orientierende Untersuchung auf dem Gebiet der ehemaligen Städtischen Gasanstalt der Stadt Burg auf dem Gelände des heutigen Goetheparks den hinreichenden Verdacht auf eine Altlast, insbesondere für den Bereich der alten Teergruben, gebracht hatte, wurde die weiterführende Detailuntersuchung und die Erstellung eines Sanierungskonzeptes in Auftrag gegeben.

„Mit Hilfe der Untersuchungen wissen wir jetzt, wie sich die Schadstoffe im Boden und Grundwasser räumlich verteilen und wie das davon ausgehende Gefährdungspotential zu beurteilen ist. Damit liegt jetzt auch die Grundlage für das weitere Vorgehen im Hinblick auf die Notwendigkeit und den Umfang der sich daraus ableitenden Sanierung vor“, lassen die Verantwortlichen aus der Burger Stadtverwaltung wissen. Dazu wurden verschiedene Untersuchungen wie Georadarmessungen, Rammkernsondierungen und Liner-Bohrungen zur Untersuchung des Bodens, Grundwassermessungen sowie Untersuchung von Boden- und Grundwasserproben auf standorttypische Parameter durchgeführt. Daraus abgeleitet wurde dann das Sanierungskonzept unter Berücksichtigung von Schadstoffspektrum, Schadstoffverteilung und zukünftiger Nutzung.

Die betroffenen Flächen liegen im westlichen Bereich des Goetheparks und werden von der Bahnhofstraße umrahmt. Die Untersuchungen belegen im Boden eine Verschmutzungssituation des Bodens insbesondere durch die Gifte Cyanide, Benzole/ Benzo(a)pyren sowie PAKs (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe). „Die Fundstellen dieser Gifte treten teilweise bereits kurz unter der Oberfläche auf. Bereits in nur 30 – 40 cm Tiefe wurde zum Beispiel Cyanid gefunden. Die Konzentrationen überschreiten bei diesen Giften an verschiedenen Messpunkten die gesetzlich zulässigen Prüfwerte für Park- und Freizeitanlagen um ein Vielfaches. In tieferen Regionen nimmt die Konzentration der Gifte dann wieder ab. Gleichfalls konnten Verunreinigungen mit PAKs im Grundwasser nachgewiesen werden, die aus den Bodenverunreinigungen und verschiedenen Anströmen eingetragen werden“, war zu vernehmen.

„In der Folge bedeutet dies nun, dass ein massiver Bodenaustausch im Bereich des Goetheparks bis in eine Tiefe von ca. 2,50 m erforderlich ist. Die Bodenaustauschzone ist ca. 1.900 m² groß. Um die Altlasten, also die gefundenen Gifte im Boden später umfassend beseitigen können, ließen sich die großflächigen Rodungen auf einer Fläche von ca. 2.750 m² leider nicht vermeiden. So mussten leider zusätzlich 20 Bäume, die für den Erhalt vorgesehen waren, gefällt werden. “, erklärt Jörg Rehbaum das Unvermeidliche. Das Grundwasser in diesem Bereich muss nicht ausgetauscht oder gereinigt werden, lediglich die sogenannten Hotspots in unversiegelten Bereichen müssen entfernt werden. Hier gehen die Experten davon aus, dass es durch die Eliminierung der Gifte und die dadurch nachlassenden Einspülungen aus dem Erdreich zu einer Verbesserung der Grundwasserwerte kommt.

Die zu erreichenden Sanierungszielwerte und das weitere Vorgehen müssen jetzt mit dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt abgestimmt werden, als nächstes der Sanierungsplan erstellt werden. Nach derzeitigen Schätzungen belaufen sich die Kosten für die erforderlichen Maßnahmen auf ca. 1,1 Mio. EUR. Die Stadt ist hinsichtlich der Finanzierung der Maßnahme mit den Landesbehörden im Gespräch, um möglichst zeitnah die erforderlichen Zuschüsse beantragen zu können. „Die Umsetzung des Sanierungsplanes soll möglichst im Sommer diesen Jahres beginnen“, fasst Jörg Rehbaum abschließend zusammen.

Lageplan des betroffenen Areals

 

Historischer Hintergrund

Die ehemalige Städtische Gasanstalt wurde vermutlich im Jahr 1864 auf dem Untersuchungsgebiet erbaut und 1865 fertiggestellt. Auf einer Karte von 1865 sind ein dreiteiliges Hauptgebäude (Ofen- und Apparatehaus), Gasometer und ein länglicher „Geschützschuppen“ erkennbar. Im Nordwesten des Untersuchungsgebietes befanden sich damals der Bahnhofsvorplatz und das 1846 errichtete Bahnhofsgebäude der Eisenbahnstrecke Berlin - Potsdam - Magdeburg. Im Norden lag jenseits der Kirchhofstraße eine Parkanlage mit einer Kegelbahn. Im Nordosten befand sich jenseits der Kirchhofstraße ein ausgedehnter Friedhof („Begräbnisplatz der Evangelischen“). Im Osten grenzte ein Exerzierplatz der Artilleriegarnison an das Gelände der Gasanstalt an. Im Südosten befand sich ein Schützenhaus mit Schießbahn. Im Süden standen Gebäude unbekannter Nutzung. Im Westen wurde das Betriebsgelände durch die heutige Bahnhofstraße begrenzt. Jenseits der Bahnhofstraße befand sich sehr wahrscheinlich Brachland. Auf einem Lageplan von 1895 und aus einer Karte, die vermutlich aus derselben Zeit stammt, geht hervor, dass der Mitteltrakt des Hauptgebäudes in nördlicher Richtung verlängert wurde. Die Gasanstalt verfügt mittlerweile über einen eigenen Gleisanschluss, der auf der Karte sogar bis auf den Exerzierplatz führt. Zum ersten Mal liegen Informationen über drei Teergruben vor. Demnach befindet sich eine Teergrube (Teergrube 1) im westlichen Bereich des ehemaligen Betriebsgeländes. Eine weitere Teergrube (Teergrube 2) liegt an der Westseite der südwestlichen Ecke des westlichen Hauptgebäudes. Eine dritte Teergrube (Teergrube 3) befindet sich an der westlichen Südseite des mittleren Hauptgebäudes. Alten Fotographien ist zu entnehmen, dass Kohle bzw. Koks auf dem südlichen und östlichen Bereich des Betriebsgeländes gelagert wurden. Die bei der Recherche vorgefundenen Unterlagen geben keine Auskunft über die Inneneinrichtung des ehemaligen Ofen- und Apparatehauses.

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