Mit Mundharmonika und Stift

Burg | 1935 waren in Altengrabow bei Drewitz zwei junge Leute überglücklich, denn sie erhielten einen Stammhalter. Hans Siegfried war sein Name und er sollte sich im Laufe seines Lebens einen solchen machen. Nicht nur als Turner, auch als Maler und Musiker. Ja, Hans Siegfried Kürschner hat in seinen 90 Lebensjahren so einiges gelernt und ist damit noch längst nicht fertig. In seinen Jugendjahren hatte Hans Siegfried das Turnen angetan. Vor allem die Ringe und das Kunstturnen faszinieren ihn. So sehr, dass er später sogar eine Trainerlizenz erwarb und mit dabei war, als auf dem alten Drewitzer Sportplatz menschliche Pyramiden vier Stockwerke hoch entstanden. Bis nach Leipzig zu den Weltfestspielen verschlug es ihn. Zumindest als Zuschauer, aber die Erinnerung daran ist nach wie vor lebendig. Irgendwann fand er die große Liebe. Er war 18, sie 15. Da war es mit dem Heiraten schwierig. So warteten Hans Siegfried und seine Frau weitere drei Jahre, bis sie sich das JA-Wort gaben. Eine Entscheidung, die beide für 65 Jahre aneinanderband. 2023 feierten sie eiserne Hochzeit. Es war die letzte, die sie gemeinsam feiern konnten. Bis dahin hatten sie viel erlebt. In den 1950er Jahren kauften sie gemeinsam ein Haus in Magdeburgerforth, zogen zwei Kinder groß und begrüßten vier Enkel sowie fünf Urenkel. Sie leben sogar gemeinsam in einer Einrichtung. Hier lebt Siegfried noch immer. Hans Siegfried spielt auf seiner Mundharmonika, die er als Sechsjähriger von seinem Opa geschenkt bekam, malt Geburtstagsgrußkarten und lernt Klavier sowie Vietnamesisch. Vor allem letzteres mit Stimme, denn Hans Siegfried singt die neuen Worte, um sie sich besser merken zu können. Das mit dem Klavier gestaltet sich nach seiner Aussage wegen der Finger etwas schwierig, aber aufhören will er deshalb nicht. Seine Lebensfreude kommt bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck. Sogar am Kaffeetisch spielt er ein Ständchen und singt. Für Bürgermeister Philipp Stark, der das Geburtstagskind besuchte, besondere Momente, zeigen sie doch, dass das Alter auch seinen Reiz haben kann. Vor allem, wenn es noch so voller Leben steckt wie bei Hans Siegfried Kürschner.

Siegfried Kürschner beim Spielen seiner Mundharmonika

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