Zum 90. an die Ostsee
Schartau | Drei Mal in seinem Leben war Karl Otto Dieter Reinhardt an der Ostsee. Zu seinem 90. Geburtstag am 3. November sogar mit den Füßen im salzigen Wasser.
„Früher ging das ja nicht. Da saß ich ja auf dem Mähdrescher in der Sommerzeit“, erzählt der 90-Jährige am Kaffeetisch, an dem Schartaus Ortsvorsteher Reinhardt Wernicke und Bürgermeister Philipp Stark Platz genommen hatten.
Die Landwirtschaft war sein Leben, wie es sein Heimatdorf noch immer ist. In Schartau geboren, lebten im einstigen Elternhaus des 90-Jährigen zeitweise vier Generationen. "Heute ist es ruhiger geworden" erklärt der rüstige Kleintierzüchter, der seine Kaninchen und Hühner nicht missen will.
Und dann kommt er thematisch doch wieder zurück zur Landwirtschaft. „Dass meine Frau das alles so mitgemacht hat.“, verfällt er kurz in Erinnerungen. Im letzten Jahr ist sie von ihm gegangen. Nach 59 gemeinsamen Jahren. Dabei hatte er erst mit 30 die Frau seines Lebens in deren Heimat Wusterwitz zum Traualtar geführt. Dann ging es aber wieder zurück in sein Schartau und auf die Erntemaschinen. Karl Otto Dieter konnte alles fahren, was in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) Räder hatte, und das war auch notwendig. „Im ganzen Land sind wir als Erntekapitäne unterwegs gewesen“, erzählt er, die Kaffeetasse in der linken Hand. Diese Erntekapitäne, also die Mähdrescherfahrer schlechthin, die hatten es nach den Worten des heute 90-Jährigen nicht leicht. Deshalb gab es gelegentlich Auszeichnungen, die die Moral heben sollten. Auch Karl Otto Dieter erhielt eine solche Ende der 1970er Jahre, als es für ihn eine Woche nach Moskau in den Urlaub ging. „Mit dem Flieger sind wir hin und mit dem Zug zurück“, erzählt er. 26 Jahre Korn und Felder, das war sein Arbeitsleben, das mit dem Renteneintritt nicht endete. Ein paar Jahre noch verdingte er sich als Hausmeister, dann kam er zur Gartenarbeit auf dem eigenen Hof, der er noch immer mit Leidenschaft nachgeht. Seine einzige Tochter geht ihm dabei zur Hand. Enkel und Urenkel sind weit weg. So ist das einst volle Haus der vier Generationen leiser geworden. Nicht aber Karl Otto Dieter, bei dem die Lebensfreude im Gesicht ablesbar ist.